COGNITION
Übersicht
- Studientitel: COGNITION (Comprehensive assessment of clinical features, genomics and further molecular markers to identify patients with early breast cancer for enrolment on marker driven trials (Molecular Diagnostic Platform)
- Studiendesign: Prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie
- Studienteilnehmer: Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs in frühem, potentiell heilbaren Krankheitsstadium, jedoch sehr hohem Rückfall-Risiko
- Studienziel: molekulare Charakterisierung der Tumoren im Rahmen des COGNITION Programms und Identifikation molekularer Angriffspunkte und Biomarker
- Clinical.trials.gov-Identifier / NCT-ID: NCT05906407
Studienstatus: rekrutiert aktuell
COGNITION (Comprehensive assessment of clinical features, genomics and further molecular markers to identify patients with early breast cancer for enrolment on marker driven trials – Module Diagnostics) ist eine multizentrische Registerstudie.
Das Programm COGNITION - Modul Diagnostik ist der erste Schritt einer modularen Studienstruktur, der zweite Schritt erfolgt in der nachgeschalteten Therapiestudie COGNITION-GUIDE.
COGNITION – Modul Diagnostik richtet sich an Patientinnen oder Patienten, deren Brustkrebs kurativ behandelbar ist, die aber schlecht auf eine neoadjuvante Therapie ansprechen. Sie nimmt Personen mit frühem Brustkrebs (eBC) auf, bei denen folgendes zutrifft:
- hohes Risiko mit Verdacht auf klinisch unvollständige Remission (non-cCR) und/oder
- nachgewiesene (pathologisch unvollständige Remission – non-pCR) schlechte Reaktion auf eine neoadjuvante Therapie (NACT) (unabhängig vom Subtyp).
- isoliertes, lokoregionäres Rezidiv, das kurativ behandelt werden kann (in Ausnahmefällen)
Für eine umfassende molekulargenetische Diagnostik werden Gewebe- und Blutproben entnommen. In einem standardisierten und qualitätskontrolliertem Arbeitsablauf werden die folgenden Untersuchungen durchgeführt, um Angriffspunkte für zielgerichtete Medikamente zu identifizieren:
- Whole Genome Sequenzierung (WGS) oder Whole Exome Sequenzierung (WES)
- RNA Sequenzierung
Ziele von COGNITION
Jede Tumorerkrankung verfügt über ein einzigartiges molekulares Profil, welches den individuellen Krankheitsverlauf und das Therapie-Ansprechen bestimmen. Die Behandlung von Patientinnen und Patienten entsprechend der spezifischen molekularen Veränderungen ihres Tumors mit einer maßgeschneiderten, zielgerichteten Therapie ist gegenwärtig bei vielen Krebsentitäten primär auf die fortgeschrittene Krankheitssituation beschränkt, in der häufig keine Heilung mehr möglich ist.
Das COGNITION und COGNITION-GUIDE Programm hat das Ziel, eine umfassende molekulargenetische Diagnostik zu etablieren und die darauf basierenden personalisierten Therapie-Ansätze Brustkrebs-Patientinnen zugänglich zu machen, die in einem frühen, potentiell heilbaren Krankheitsstadium sind, jedoch ein hohes Rückfall-Risiko haben. Durch die zielgerichtete Behandlung, ergänzend zur Standard-Therapie, soll das Rückfall-Risiko weiter gesenkt werden.
Krebspatientinnen können an der Studie COGNITION über die beteiligten Comprehensive Cancer Centers der NCT Standorte teilnehmen. Die Anmeldung erfolgt über den behandelnden Onkologen oder die Onkologin oder die Patientin selbst.
Die beteiligten Studienzentren des NCT sind mit ihren Kontaktdaten auf der Studienwebsite des NCT Heidelberg zu finden.
COGNITION ist eine multizentrische, einarmige Diagnostikstudie zu Brustkrebs, die am NCT Heidelberg konzipiert wurde. Im Rahmen der Studie nutzen Ärztinnen und Ärzte Informationen aus umfassenden molekularen Analysen und leiten daraus individuell angepasste Therapieempfehlungen ab.
COGNITION bietet eine umfassende molekulargenetische Diagnostik. Die Untersuchungen sind standardisiert und qualitätsgesichert und bilden die Basis für eine Teilnahme an der Therapiestudie COGNITION-GUIDE.
- Whole Genome Sequenzierung (WGS) oder Whole Exome Sequenzierung (WES)
- RNA Sequenzierung
- Validierung ausgewählter therapeutischer Zielstrukturen
- Nutzung von Gewebe- und Blutproben für wissenschaftliche Begleitprogramme. Dazu zählt beispielsweise die funktionelle Analyse von Treibermutationen, die Ermittlung von Therapieresistenzen oder ein Immunoprofiling.
Ziele von COGNITION
- Erstellen eines individuellen Genotyp- und Biomarkerprofils bei Patientinnen mit einem frühen Mammakarzinom mit hohem Rückfallrisiko
- Identifizieren prognostischer und prädiktiver, therapierelevanter Treibermutationen und Biomarker, um die Behandlungsentscheidung für zielgerichtete Substanzen zu optimieren
- Identifikation von Patientinnen oder Patienten, die für COGNITION-GUIDE oder andere, molekular stratifizierte klinische Studien in Frage kommen
- Evaluierung der Lebensqualität der Studienteilnehmenden
- Erprobung innovativer diagnostischer Verfahren vor der Überführung in die Regelversorgung
Einschlusskriterien
- Weibliche und männliche Brustkrebserkrankte mit frühem Mammakarzinom (eBC) und Indikation zur neoadjuvanten Therapie (NACT) (unabhängig von Subgruppen)
- Patientinnen und -patienten mit frühem Brustkrebs und fehlendem oder unvollständigem Ansprechen auf die neoadjuvante Therapie können ebenfalls aufgenommen werden.
- Für den Studieneintritt gibt es die folgenden Optionen:
- Option A: Patienten, bei denen eine neoadjuvante Chemotherapie (NACT) geplant ist, können zu Beginn (Baseline) vor Beginn der NACT aufgenommen werden.
- Option B: Patienten ohne vollständiges klinisches Ansprechen (non-complete clinical response - non-cCR) können nach dem letzten Zyklus der NACT und vor der Operation aufgenommen werden.
- Option C: Patienten mit frühem Brustkrebs, die nach der Operation eine geplante oder laufende Standardtherapie nach neoadjuvanter Behandlung erhalten, können nach der Operation bis zum letzten Zyklus der post-neoadjuvanten Standardchemotherapie aufgenommen werden, wenn sie die folgenden Kriterien erfüllen:
- triple-negativer Brustkrebs (TNBC) oder HER2-positiver Brustkrebs (HER2+ BC) mit Residualtumor (ohne pathologisch komplettes Ansprechen, non-pCR)
oder - Hormonrezeptor-positiver/HER2-negativer Brustkrebs (HR+/HER2- BC) ohne pathologisch komplettes Ansprechen (non-pCR) und ein CPS-EG-Score von ≥ 3
oder - Kein pathologisch komplettes Ansprechen (non-pCR), Lymphknotenbefall (ypN+) und ein CPS-EG-Score von ≥ 2.
- triple-negativer Brustkrebs (TNBC) oder HER2-positiver Brustkrebs (HER2+ BC) mit Residualtumor (ohne pathologisch komplettes Ansprechen, non-pCR)
- Ein Einschluss nach der Operation ist prinzipiell möglich.
- Alter ≥ 18 Jahre
- Die Patientin bzw. der Patient stimmt der Einverständniserklärung zu und ist in der Lage, diese zu unterschreiben.
- Bereitschaft zur Entnahme einer Gewebeprobe (zum Beispiel im Rahmen einer Biopsie oder während der Operation) und Blutentnahme)
- Der Leistungsstatus der Patientin oder des Patienten nach der Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) ist ≤ 1.
Ausschlusskriterien
- Jegliche körperliche oder geistige Behinderung oder schwerwiegende Komorbiditäten, die eine angemessene Zusammenarbeit mit der Patientin behindern würden.
- Die Patientin oder der Patient hat die Einverständniserklärung nicht unterschrieben oder zurückgezogen.
- Metastasierter Brustkrebs. Für diese Patientinnen ist die Diagnostikstudie CATCH-Studie vorgesehen.

Der klinische Workflow entspricht dem Ablauf der molekularen Stratifizierung von Krebspatienten. Ziel ist es, anhand genetischer Veränderungen Patientinnen zu identifizieren, die von einem zielgerichteten Therapieansatz profitieren könnten. Parallel zu den klinischen Abläufen gehen die Daten aus der molekularen Analyse des Tumorerbguts in die Erforschung von Krebserkrankungen ein. Hierbei setzen Forscherinnen und Forscher neue, experimentelle Technologien ein und regen neue Therapiekonzepte an.
1. Kontaktaufnahme und Vorstellung des Patienten
Der behandelnde Arzt / die behandelnde Ärztin meldet die, bzw. den Betroffenen für die Studie an. Patientinnen können sich auch selbst anmelden.
Folgende Unterlagen sollen an eines der teilnehmenden Studienzentren in Wohnortnähe geschickt werden: Ein aktueller Arztbrief, Histologie, CT-/MRT-Befunde, OP-Bericht, Tumorboard-Empfehlung, Kontaktdaten der Patientin, bzw. des Patienten mit Telefonnummer und ein Überweisungsschein.
In einem Vorstellungstermin wird die Patientin durch den Studienarzt aufgeklärt – es erfolgt die Entscheidung über die Teilnahme und die schriftliche Einverständniserklärung.
2. Probenentnahme
Gewebeprobe: Die Hochdurchsatzsequenzierung verlangt besonders schonend extrahierte DNA und RNA. Hierfür muss das Material des Tumors nach der Entnahme sofort tiefgefroren werden. Da sich die Biologie des Tumors im Verlauf der Krebserkrankung ändern kann, sollte diese Gewebeprobe möglichst aktuell sein. Die Entnahme von Frischgewebe kann zum Beispiel durch eine Biopsie oder Operation erfolgen. Für die Sequenzierung sind in der Probe mindestens 20 Prozent Tumorzellen notwendig, damit Veränderungen sicher erkannt werden können. Deshalb untersucht ein Pathologe das Gewebe und bestimmt unter dem Mikroskop den Tumorzellgehalt zusammen mit weiteren Parametern.
Blutentnahme: Um zu sehen, welche Veränderungen der Tumor aufweist, ist eine gesunde Vergleichsprobe notwendig. Hierfür wird DNA aus Leukozyten verwendet, die aus einer Blutprobe der Patientin bzw. des Patienten gewonnen werden.
Eventuell sind nach individueller Absprache im Verlauf noch weitere Blutabnahmen notwendig, um mögliche Marker zu bestimmen, mithilfe derer sich der Krankheitsverlauf abschätzen lässt. So kann festgestellt werden, wie der Tumor auf die Therapie anspricht.
Gewebe- und Blutproben der Studienteilnehmenden, die nicht für die nachfolgend geschilderten Untersuchungen oder die Standardversorgung benötigt werden, können in Begleitforschungsprogrammen genutzt werden. Hierzu zählen beispielsweise die Immunphänotypisierung oder die Charakterisierung der Mikroumgebung des Tumorgewebes, aber auch weitergehende Studien, die einen vertieften Einblick in die Tumorbiologie geben. So können aus diesen Ergebnissen beispielsweise Risikoprofile abgeleitet oder Resistenzmechanismen aufgeklärt werden.
3. Molekulare Profilerstellung
Das Sample Processing Labor (SPL) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) extrahiert zur Vorbereitung für die Tumorgenom-Analyse die Träger der Erbinformation, DNA und RNA, aus dem Tumor und dem Blut.
Im Anschluss erfolgt die Hochdurchsatz-Sequenzierung des Tumorgenoms in einer speziellen Sequenzierungseinheit am DKFZ.
In der Computational Oncology Group des Molecular Precision Oncology Program des NCT Heidelberg vergleichen Expertinnen und Experten die Sequenzierungsergebnisse des Tumorgewebes mit dem des gesunden Gewebes und identifizieren so Tumor-spezifische Veränderungen.
In entsprechenden funktionellen Assays kann die Empfindlichkeit des Tumorgewebes gegenüber Medikamenten getestet werden.
Die verschiedenen Schritte der Probenaufbereitung, der Profilerstellung und Datenanalyse sind qualitätsgesichert und werden am Deutschen Krebsforschungszentrum durchgeführt.
4. Klinische Auswertung und Interpretation der Daten
Auf Basis der erhobenen molekularen Daten und eventuell zusätzlicher Laboranalysen identifizieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Zielstrukturen für zugelassene Medikamente und bewerten die Erfolgschancen.
5. Molekulares Tumorboard
Die therapierelevanten Veränderungen werden im Molekularen Tumorboard (MTB) diskutiert. Dabei handelt es sich um in Expertengremium, das sich aus Vertretern verschiedener Fachdisziplinen wie gynäkologische Onkologie, Bioinformatik, Molekularbiologie, Pathologie und Humangenetik zusammensetzt. Dieses Expertengremium stellt eine Rangliste möglicher zielgerichteter Wirkstoffe auf und hält sie in einem Bericht fest.
6. Ergebnismitteilung, Behandlungsempfehlung
Ein Studienarzt oder eine Studienärztin diskutiert den Bericht des Tumorboards im Rahmen der Sprechstunde mit der Patientin und zeigt mögliche Behandlungswege auf. Der Bericht geht auch an den behandelnden Onkologen.
7. Behandlung, ggf. Einschluss in eine klinische Studie
Die vorgeschlagene Behandlung erfolgt bei geeigneten Patientinnen mit deren Einverständnis im Rahmen der nachgeschalteten Therapiestudie COGNITION-GUIDE.
Für Erkrankte, bei denen keine in COGNITION-GUIDE berücksichtigten Zielstrukturen nachgewiesen wurden, bestehen möglicherweise die nachfolgenden Behandlungsoptionen. Die Behandlung erfolgt dann nach Einwilligung der Patientin und im Ermessen des/der behandelnden Onkologen/Onkologin, bzw. des jeweiligen Studienarztes:
- innerhalb unabhängiger AMG-Studien (Phase I–IV), bei noch nicht zugelassenen Substanzen
- mit einem Medikament, das für die Indikation zugelassen ist, oder
- als Off-Label-Use mit Wirkstoffen, die für eine andere Indikation zugelassen sind.
Für eine Medikation im Off-Label-Use wird eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen angestrebt.
8. Follow-up
Die Nachbeobachtung orientiert sich primär am Bedarf der Studienteilnehmenden, etwa zur Abklärung von Beschwerden. Darüber hinaus stellen sich die Patientinnen stellen in 6-monatigen Abständen über einen Zeitraum von zirka 10 Jahren vor. Neben klinischen Daten zum körperlichen Befinden, der Erkrankungssituation und zur aktuellen Diagnostik, bzw. Therapie, werden verschiedene Lebensqualität- und andere Patient-Reported Outcomes (PrOs) der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer mit entsprechenden Fragebögen erhoben.
Der behandelnde Arzt oder die Patientin selbst schickt einen aktuellen Arztbrief, Histologie, CT-/MRT-Befunde, OP-Bericht, Tumorboard-Empfehlung, Kontaktdaten der Patientin mit Telefonnummer und einen Überweisungsschein per Post an die untenstehende Adresse, bzw. ein wohnortnahes Studienzentrum:
NCT Heidelberg
Patientenzentrum 2
Im Neuenheimer Feld 460
69120 Heidelberg
Tel.: +49 6221 56-5959
Fax: +49 6221 56-5320
E-Mail: Patientenzentrum2.NCT-at-med.uni-heidelberg.de
Kontaktdaten weiterer Studienzentren des NCT sind auf der Studienwebsite zu finden.
Die Studie wird von Patientinnenexperten von MammaMia, Brustkrebs Deutschland e.V. und der PATH Biobank begleitet.
Koordinierender Studienleiter
Prof. Dr. med. Andreas Schneeweiss
Leiter der Sektion Gynäkologische Onkologie
Universitätsklinikum Heidelberg